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Das Trauerspiel mit der e-Post-Idee

Seit Kurzem gibt es viel Werbung für den neuen Dienst der Deutschen Post – genannt e-post. Der gezeigte Umschlag hat einen schwarz karierten Rand. Liegt das daran, dass die Post selbst noch keine Vorstellung davon hat, ob sie von vorneherein betrauern sollte, was sie sich da ausgedacht hat? Ich finde es jedenfalls bisher ein Trauerspiel und die schwarzen Karos daher durchaus angemessen.

Anfangs lächelte ich noch: über den diesbezüglichen Tweeet von @saschalobo. Dann kam ich heim und fand ein Pappkärtchen von eben jenem ePost-Verein vor mit dem Vorschlag, mich ebenfalls zu registrieren und mir so „meine“ Adresse zu sichern.

Da ich schon weiß, dass im Internet zu vergebende Adressen nur genau einmal vergeben werden können, las ich mich nun doch zunächst mal durch das Angebot, um zu wissen, worum es sich dreht. Hatte festzustellen, dass mich das auch nicht wirklich schlauer macht. Die Preise entsprechen denen, die die Post auch in der „normalen“ Briefzustellung nimmt.

Ich erfuhr Dinge, die ich nicht wirklich wissen wollte und von denen Richard Gutjahr einige in seinem Blogbeitrag m.E. zu Recht kritisiert. Ich erhielt jedoch keine Antwort auf die Fragen, die mich zu diesem Thema beschäftigen:

Ich fand etwas von einem PostIDENT-Verfahren, was mir – vielleicht – erlauben würde, eine solche Adresse auch ohne Handy zu bekommen. Es fand sich jedoch nirgendwo eine Info dazu, was genau es mit diesem PostIDENT-Verfahren und vor allem mit dem auszudruckenden Coupon auf sich hat: FAQ – Was ist das POSTIDENT-Verfahren?. Also beschloss ich, die Festnetz-Rufnummer zu kontaktieren, die rechts daneben zur Unterstützung angeboten wird.

Die Dame war rat-los. Sie bestand darauf, dass es nun mal so sei, dass für die Registrierung aus Datenschutzgründen (??) ein Handy not-wendig sei: FAQ – Warum brauche ich ein Mobiltelefon, um den E-Postbrief nutzen zu können? Was aber, wenn ich die Adresse als Empfänger_innen-Adresse nur registrieren will, ohne sie als Absenderin zu nutzen? Sie erkundigte sich freundlicherweise bei einem Kollegen, ohne jedoch nachher mehr zu wissen. Was spräche dagegen, sich für den Registrierungsprozess – wenn ich mich denn dafür entscheide – ein Handy zu leihen, um die Transaktionsnummer empfangen zu können, wenn es denn für eine elektronische Registrierung nun so unbedingt erforderlich ist? Es kommt anschließend ja ohnehin ein postalisches Schreiben?

Inzwischen liegt mir dafür die Lösung vor: weil nach der Zusendung des Schreibens – ohne dass es im Schreiben oder auf der Einstiegsseite mitgeteilt wird – erneut das Handy zwingend benötigt wird. Und als wäre das Ganze noch nicht aufwendig genug „abgesichert“: nach Eingabe der erneut via Handy empfangenen Transaktionsnummer komme ich auf der allerletzten Seite dann zu der Information, dass ich mir bitte den anfangs erwähnten PostIDENT-Coupon ausdrucken möge und mich samt Ausweis in eine Postfiliale meiner Wahl begeben möge.Was war, was mir die Hotline außerstande war zu beantworten.

Mir kommt der „Zwang zum Handy“ so vor, als wollte die Deutsche Post entweder den Umsatz mit Handys  (oder Telefonkarten?) ankurbeln oder als wollten sie weniger Handy-Affine Menschen schlicht ausschließen. Selbst bei den meisten Bank-Unternehmen ist es nach wie vor mit einigem Aufwand, aber doch möglich, alle Leistungen durch persönliches Erscheinen in Anspruch zu nehmen (Überweisungen, Einzahlungen und wofür eine Bank noch so nützlich ist). Bisher war die Post ein ebensolcher „Verein“. Wie es ausschaut, probieren sie nun aus, ob es möglich wäre, im Netz Geld zu verdienen und gleichzeitig den Umsatz anderer anzukurbeln.

An mir wird dieser Versuch vorübergehen: Ich finde die „Überall-Erreichbarkeit“ und Telefoniererei nach wie vor nervtötend. Wer mich erreichen will, kann dies tun – via ganz normaler Post-Zustellung, Mail oder Festnetz. Und wer mir elektronisch SICHERE Post senden will – wird mich dann wohl – wann auch immer eher via – ohnehin vermutlich kostengünstigerem – De-Mail erreichen können. Dazu dann wann anders mehr.